Unos momentos

1. Um sieben Uhr Morgens, kurz nach Sonnenaufgang, warten wir auf den Bus. Die Haltestelle liegt direkt an der Autobahn und abgesehen von Jose Antonio und mir sind die einzigen Wartenden zwei Arbeiter, die vielleicht in eine höher gelegene Fabrik oder auf eine Plantage fahren. Wir dagegen haben die Muße und Zeit für eine längere Fahrt. Weiter nach oben, ins Teno Gebirge. Die nächsten beiden Tage werden wir mit nicht mehr als den kleinen Rucksäcken ausgerüstet die vielen kleinen Pfade und Täler durchwandern. Mit uns eine Flasche Rotwein und die Lust, die Ruhe dort oben zu genießen.

2. Ein paar Monate davor, im März oder April, in Teno Alto. Das Dorf ist eine Ansammlung kleiner Häuschen, die erst seit wenigen Jahrzehnten über eine Straße zu erreichen ist. Der Pfad, auf dem ich gekommen bin, ist der ältere, auf dem die wenigen Bewohner früher ins Tal wanderten. Sogar die Toten wurden bis zum Bau der Straße die vielen Kilometer ins Tal getragen. Teno Alto hat keinen eigenen Freidhof. Heute ist das Dorf tagsüber Anlaufpunkt für einige Wandertouristen, über Nacht bleiben nur ein paar Alte. Ihre Kinder sind längst ins Tal gezogen. Was bleibt ist vielleicht Einsamkeit und die Liebe zur Erde der Heimat.

3. San Juan – das Fest zu Ehren Johanni. Es ist vielleicht 9 oder 10 Uhr Abends. Die Sonne ist gerade untergegangen und nur noch die Fackeln leuchten zusammen mit dem letzten bisschen Tageslicht. Es ist alles vorbereitet. Über Wochen wurde eine mehrere Meter durchmessende Feuerstelle angelegt und jeder der Compañeros der Einrichtung hat seinen kleinen oder größeren Beitrag gebastelt, gebaut und irgendwie in die Architektur des nun zu entzündenden Kunstwerks integriert. Anschließend an eine kleine Zeremonie wird das Feuer von acht Seiten angesteckt. Innerhalb von Sekunden brennt es meterhoch. Es nimmt die vielen fest verbauten Wünsche in sich auf und erwärmt und erhellt seine ganze Umgebung.

4. Die Dächer von Adeje, von meiner Terrasse. Oben auf dem Dach stehe ich über dem ganzen Dorf, kann all die Dächer sehen. Und trotzdem bin ich abgeschottet. In die die Straßen kann ich nicht sehen, die Häuser sind fast alle zweistöckig. Ich sehe nicht, wer gerade in den Bars und auf der Straße sitzt. Wer schon unterwegs ist und wer noch auf der Arbeit. Nur die alten Damen von Gegenüber kann ich auch von hier beobachten. Sie haben sich wie jeden Abend ihre Plastikstühle und vielleicht auch eine Illustrierte mit nach draußen genommen und quatschen nun über das Wetter, die neuen Nachbarn und den Tag. Und über ihre Männer, die vorm Fernseher sitzen geblieben sind, weil sie es mal wieder nicht bis zur Bar in der Hauptstraße geschafft haben. Aber ihr Geplauder passt zur Ruhe, die ich hier oben habe.

Je mehr es hier schneit, je kälter Berlin wird, desto mehr vermisse ich meine geliebte Insel Teneriffa, wo beileibe nicht alles perfekt ist. Aber vieles einfacher. Weil es einem einfacher gemacht wird.



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