hallo form/prim

am 9. November 2010 in #Fokus #hallo Name #Musik

Der stolz bekennende Gutmensch und Musiker form/prim geistert schon seit geraumer Zeit durchs Netz. Als Autor bei seinem FICKO Magazin oder als Rapper und Liedermacher, der zuletzt unter seinem Synonym Musik für Menschen das Album „Mal sehen, ob das ein Album wird“ veröffentlichte.

Deine Berufung.

Das sieht ja ein jedes immer ganz anders und ist dadurch auch recht subjektiv. Aber das ist doch sowieso eigentlich alles, aber wenn man sich seiner Subjektivität zumindest bewusst ist, muss man nicht rechthaberisch werden. Mein Vater hat sich immer ein bisschen gewünscht, dass ich mal ein Instrument lerne. Musiker bin ich ja jetzt trotzdem geworden, auch wenn ich keine Noten lesen kann. Ich hatte vor ein paar Jahren den Moment, mir endlich selbst einzugestehen, dass ich doch sowieso niemals mit Krawatte den ganzen Tag in einem Büro stehen können werde und mich auch sowieso schon die ganze Zeit mit der Gutmenschlichkeit beim FICKO-Magazin, der Musik, dem großen Ganzen, der Welt, den Frauen, der Dummheit, Hip Hop, Filmen und anderen schönen und oft auch ziemlich furchtbar schrecklichen Dingen befasse. Wieso das also nicht gleich explizit als Aufgabe auffassen? Ich tu also mein Bestes, die Massenfraternisierung aller Gutmenschen zu erwirken, dabei aber auch den Whack-MC-Mord nicht unter den Tisch fallen zu lassen und mit meinem Leben maximal zufrieden zu sein. Es funktioniert auch, ich habe einen hohen Lebensstandard. Zwar nicht finanziell, aber Geld ist auch nur Geld. Ich gebe meins nur für Dinge aus, die mir etwas bringen. Essen und Musik in der Mehrheit.

Inspiration / Motivation.

Mich motivieren und inspirieren alle anderen Gutmenschen. Kürzlich sah ich Eric Friedler, das war ein Erlebnis. Ich empfehle dringend, sich all seine Dokumentationen anzuschauen. Zum Beispiel „Aghet – Ein Völkermord“. Ich habe bis auf die Verwandtschaft mit Schiller (Holla!) eine relativ kaputte Familiengeschichte, die mich auch weiter anspornt, meine Energie darauf auszurichten, etwas Sinnvolles zu erledigen. Mein einer Opa war kurz vor Stalingrad, der andere in der Résistance und beide hat der Krieg ziemlich kaputt gemacht, was sich dann natürlich ausgewirkt hat auf ihre Kinder und damit dann vererbt auch auf mich. Ich bin ein sehr empfindlicher Mensch, was sehr oft ziemlich anstrengend ist, weil ich jeden schlagen möchte, der mich nachäfft oder sonstwie respektlos mit anderen Menschen umgeht. Mach ich dann natürlich nicht, aber ich habe wirklich ein ziemlich schnell ausschlagendes Instrumentarium, was mir anzeigt, wenn jemand mich oder andere gerade nicht mit angebrachtem Ton bedenkt. Auf der anderen Seite hilft mir diese Empfindlichkeit jedoch sehr bei gutmenschlichen oder kreativen Tätigkeiten aller Art. Grenzenloser Enthusiasmus ist zum Beispiel so eine Sache, die wahrscheinlich mit größerer Distanz zur Welt nicht so gut ginge. Und ich bin oft enthusiastisch. Und inspiriert sein kann man auch nur von Sachen, die man mitbekommt und wahrnimmt, weshalb die Empfindlichkeit da auch hilft. Abgesehen von all den schönen Dingen inspirieren und motivieren mich aber auch die grausamen Dinge auf der Welt, vor denen wir uns angewöhnt haben, die Augen zu verschließen. Über 10.000 Leute bringen sich allein in Deutschland jedes Jahr um, Vergewaltigungen passieren jeden Tag hundertfach und meistens innerhalb von Familien (und nicht im Internet, Frau Baronin); Residenzpflicht, das Blutrecht als Basis deutscher Staatsangehörigkeit, Waffenexporte, Stuttgart 21 oder solche Dinge. Alles nicht angenehm, aber wenn man nicht darüber redet, wird es bestimmt auch nicht besser. Und nicht nur aufregen, auch selbst etwas zum Besseren wenden!

Tägliche Routine.

Momentan besteht sie vormittags meist aus tausenden Mails oder Filmseminaren. Nachmittags aus Aufnahmen oder Filmseminaren. Abends Vorträge, Aufnahmen, Konzerte, FICKO-Sitzung. Und Rumknutschen und Tanzen ist ab und an auch mal drin. Mit tollen Menschen plaudern, Podcasts aufnehmen, Arschtrittmails verfassen, damit die ganze Scheiße weiterläuft und überhaupt rotieren. Momentan macht auch das Entwerfen von Covern großen Spaß. Arbeiten muss man hie und da auch, damit Geld reinkommt. Möglichst oft mit tollen Menschen kochen, voll der Tipp! Sich drei Mal am Tag totlachen und wieder auferstehen hab ich auch schon raus.

Zukunft.

Oh, wie ist sie gülden! Dadurch, dass ich endlich auch mal tatsächlich im Radio laufe und auch sonst viel breiter festgestellt wird, wie dope doch form und prim sind, was ich gar nicht erwartet habe, klappt das momentan auch ganz gut mit der Wahrnehmung meiner Werke. Der Plan sieht vor, jetzt erst mal ein paar Jahre noch Enfant Terrible zu sein. Dann werd ich Intellektueller. Und am Ende Urgestein, haha. In den nächsten Wochen und der nahen Zukunft kommen erst mal meine Instrumental-EP, die erste prim-EP, die EP mit Bass Deaph, die vielen unfassbaren Werke mit Illoyal unter dem Namen „Dienstarzt Nuklearmedizin“, Musik mit Tufu, Musik mit Chaudfontaine, eine schwäbische Boyband namens Täles Boys, eine Tour mit Illoyal und den Antilopen im März und und und. Es wird so schnell nicht langweilig mit mir.

3 Alben.

Ich lass jetzt mal die Rapsachen weg, die kennt ihr ja selbst.

A Silver Mt. Zion – Horses In The Sky / Die unglaublich schönste Musik, die ich in den letzten vier, fünf Jahren entdeckt habe. Noch besser als Sia. Man muss schon gutmenschlich veranlagt sein, um damit was anfangen zu können, aber dann rührt es einen zu Tränen.

John Lennon – Alles / Abgesehen davon, dass ihn manch ein hängengebliebenes Arschloch in fragwürdige Schubladen stecken möchte, ist dieser Typ als Gutmensch eine Offenbarung. Man höre mal nicht nur „Imagine“ oder „Working class hero“, sondern auch „Crippled inside“, den Disstrack an Paul „How do you sleep?“ oder die feine Hymne „Oh Yoko“. Smashhits, Haltung und obendrein inspirierende Musik.

Body Count – Body Count / Das war die erste coole Musik, die ich gehört habe. Diese Aggression, die geile Attitüde, der Humor, die AGGRESSION! Pogo, bis das Blut spritzt, muss auch mal sein.

(Photo: Victoria Jung)



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