hallo Phase

am 27. Mai 2010 in #hallo Name #Musik

Der Rapper Phase ist besser bekannt als eine Hälfte und die Stimme des Team Avantgarde. Nach der Veröffentlichung deren hochgelobten Albums „Paradox“ beantwortete der Berliner Phase meinen „hallo Name“ Fragebogen liebevoll und ausführlich. Und immer noch: Er swingt wie Al Caiola.

Deine Berufung.

Ich weiß nicht, ob das meine Berufung ist, aber ich rappe jetzt seit circa 17 Jahren. Damals habe ich aus Spaß am Improvisieren angefangen und habe heute immer noch Spaß daran. Ich meine, es haben sich Dinge verändert. Damals wollte ich nur die besten Rhythmikpatterns haben, heute steht für mich der Inhalt an erster Stelle. Ich mag es Teile meines Lebens in Liedern als Bilder festzuhalten, eine Art Tagebuch also. Beruflich habe ich gerade mein Diplom gemacht und werde jetzt wohl als Landschaftsarchitekt arbeiten.

Inspiration / Motivation.

Ich bin niemand, der sich Amikram anhört und dann denkt, cool das mach ich jetzt auch. Ich finde es eher peinlich, wenn erwachsene Männer sich anziehen als kämen sie gerade aus New York und seien Streethustla. Für mich hat das alles nichts mit Musik zu tun. Ich bin auch nicht so ein „hiphop- community“-Typ. Ich mache eben Rap weil ich es liebe, aber das ganze drum herum nervt mich schon ein wenig. Ich denke aber, dass, so floskelartig sich das anhört, mich das Leben inspiriert. Ich meine, ich kenne viele Rapper, die technisch sehr gut sind aber todeslangweilige Schleiße erzählen, denen würde ich immer raten: „Ey, leb‘ mal ein paar Jahre, verarbeite das und mache dann ein Album“. Dann kommt auch vielleicht etwas Gutes dabei heraus!

Tägliche Routine.

Naja, ich war jetzt lange Student. Ich war in der Uni, abends Spazieren und habe dann vielleicht noch etwas gekocht oder war noch ein wenig in der Booth. Spazieren gehen – zum Beispiel – gehört zu meinem festen Tagesablauf, das habe ich wohl von meinem Opa geerbt. Ich denke, es liegt daran, dass ich sehr reizoffen bin, mir vieles einfach zu hektisch ist und ich das irgendwie kompensieren muss. Dafür eignet sich Spazieren gehen perfekt. Das komische ist, ich laufe fast immer die gleiche Strecke und sie sieht immer irgendwie anders aus. In diesem Sinne „Swing wie Al Caiola 3“ ist auch schon im Kasten und kommt auf meinem Solo.

Zukunft.

Ich arbeite gerade mit Zenit an „NPS“, auf dem viele gute Rapper gefeatured werden. Desweiteren arbeite ich an meinem Soloalbum, was sehr persönlich wird. Da sind Lieder drauf, die ich nicht unbedingt auf ein Team Avantgarde Album packen wollte, weil das nicht gepasst hätte. Aber da ist natürlich auch Zenit mit 2-3 Brettern dabei. Ich denke, dass wir für das nächste Team Avantgarde Album ein wenig Zeit brauchen werden. Lebenszeit und auch Zeit zum weiterentwickeln, da wir T.A. extrem ernst nehmen und keine schnellen Nummern machen wollen.

3 Alben.

Slick Rick – The Ruler’s Back // Wird für mich immer eines der größten Alben aller Zeiten sein und der Einstieg in meine Rapwelt. Ich meine, wie alt das Ding ist und wie fantastisch er rappt, mit wie viel Gefühl für Betonungen und Pausen. Die ganzen Drop-ins nerven manchen vielleicht. Ich liebe sie bei Slick Rick, er macht es wundervoll. Was auch Wahnsinn ist, ich habe dieses Album vier Jahre meines Lebens gehört, fast jeden Tag. Wenn ich das heute anmache habe ich sofort Tränen in den Augen, weil es mich so stark an eine Zeit meines Lebens erinnert. Das ist etwas Wunderbares an Musik. Aber das kennen heute nicht mehr so viele, weil sie Musik nicht mehr so wertschätzen, ich meine wie sollen sie auch. Eine Platte ist etwas völlig anderes als ein mp3. mp3 ist eben nichts wertvolles, es transportiert ein Kulturgut schnell, aber nicht mehr mit dem nötigen Respekt.

The Smiths – Strangeways, Here We Come // Ich feiere das so, da das auch eine Lebenszeit von mir wiederspiegelt. Ich habe The Smiths immer mit meinem Bruder gehört. Wenn ich heute Smiths höre, denke ich oft an die Zeit und an meinen geliebten Bruder. Musikalisch ist dieses Album natürlich eine Granate, es hat dieses Lied „Last Night I Dreamt That Somebody Loved Me“ mit diesem 2:00 Min. Intro, durch das die Spannung so stark wächst und dann geht der Song los und man flippt aus, soviel Emotionen in so ein paar Minuten Musik und dann der Text, großartig!

Nas – God’s Son // Ich weiß, ich mach mir jetzt bestimmt Feinde, aber ich finde dieses Album noch stärker als „Illmatic“. Ich feiere es vom ersten bis zum letzen Lied unendlich, es zeigt wie unglaublich geil Nas Situationen und Erlebnisse wiedergeben kann. Ich sage immer, es gibt drei Arten von Rappern: Die einen können gut ihr Innenleben und was ihnen passiert zeichnen, die anderen das, was um sie herum passiert, aber recht objektiv und neutral. Und der dritte, der kann beides. Und Nas ist definitiv einer davon!



Schreibe einen Kommentar!